Tagtraum, der alles ändert
Ein freier Tag am Rhein-Herne-Kanal. Der Wind jagt die trächtigen Regenwolken über den Himmel. Das Wetter ist rau und ungemütlich. Eigentlich so, wie es mir gefällt. Was jetzt nur noch fehlt, ist das Meer und ein Segelboot.
Ja, ein Segelboot. Der Inbegriff der Freiheit. Segeln, wohin man mag. Wohin einen die Winde tragen. Eine sehr berauschende Vorstellung in der ich mich gerne verliere bis der Skeptiker im mir anfängt, nervös mit dem Bein zu zappeln.
Außerdem, ist dir bereits entfallen, wie schnell man seine Arbeitsstelle verlieren kann?
Und wie hilfsbereit der Staat dabei ist? Auch wenn du nicht verhungern musst, das Boot segelt dann ohne dich weiter. Und was ist erst, wenn du in Rente gehst? Meinst du, du kannst es dir mit den 54% von deinem jetzigen Gehalt leisten? Und da ist die Inflation noch nicht drin! Da bist du eher damit beschäftigt, dir zu überlegen ob du Wohnen oder doch Essen möchtest.
Also bleib bei deinem bezahlten Fahrrad und dem Kanal in deiner Nähe. Der Aufprall aus der Wolke 4 ist halt nicht so hart mein Bester.“
In den Generationenvertrag eingezahlt
Ja die Rente. Da hat das Skeptische ICH was angesprochen. Was werde ich wohl aus dem Rentenpott rausbekommen?
Wenn ich so über meine Vita nachdenke…
Mit Anfang 20 startete ich offiziell in das Berufsleben. Da dachte ich nicht mal annähernd an die Rente.
Mit Mitte 20 komme ich nicht weiter. Auf dem Lohnzettel steht immer noch die gleiche Zahl und die Kosten steigen. Fortbilden heißt also das Zauberwort, was man mir ins Ohr flüstert. Also mache ich mich auf, die Wissensstädte von innen zu betrachten. Schnell wird jedoch klar:
Jobben ist also angesagt.
Mit Ende 20 denke ich nur an den Job. Täglich 12 Stunden an der Schüppe, der Drei-Jahres-Plan muss erfüllt werden. Weiter als das, denke ich nicht. Ja, der Job dominiert sogar meinen Schlaf. Und am Wochenende kreisen meine Gedanken selbstverständlich auch nur drum herum.
Mit Anfang 30 hörte ich auf dem Weg ins Büro etwas von der Riesterrente.
Natürlich sobald ich Zeit dafür erübrigen kann, was ja nie der Fall gewesen ist.
Mit Mitte/Ende 30 kommt alles ins Schlittern. Zeit, um alles zu überdenken. Neu zu ordnen.
Die Antwort: ein eindeutiges NEIN! Es muss sich was ändern. ICH muss was ändern!
Zweifel, mein ständiger Begleiter
Doch nachdem sich die Euphorie gelegt hat, blieb der bittere Geschmack des Zweifels da.
In der Mitte meines Lebens fange ich wieder an zu experimentieren.
Die betriebliche Rentenversicherung habe ich, um die „Rentenlücke“ zu schließen, abgeschlossen.
In dem jetzigen Job verdiene ich genug um die laufenden Kosten zu decken und noch ein bisschen zu sparen.
Doch die Inflationsrate [1], die das Statistische Bundesamt in Mai 2017 stolz mit 1,5% angibt, nagt an dem Ersparten. Und die Rente, die mir weit nach 2040 ausbezahlt wird, darf ich auch noch mit 100% [2] versteuern lassen.
Wenn ich Glück habe natürlich. Könnte wirklich sein, dass der „Generationenvertrag“ bis dahin aufgekündigt wird, so als ob es den jemals gegeben hätte, und ich dann am Bahnhof betteln oder Flaschen sammeln darf.
Ziel ist die Einführung von Zurechnungsregeln für die Verteilung des Arbeitseinkommens Erwerbstätiger mit der Absicht, die individuellen Konsummöglichkeiten angemessen auf die drei Lebensphasen Kindheit und Jugend, Erwerbsphase und Alter aufzuteilen.
Der Begriff Generationenvertrag ist nicht juristisch, sondern bildlich zu verstehen, da zwischen den Generationen kein juristisch einklagbarer Vertrag geschlossen werden kann.
Quelle: Wikipedia
Und so beende ich die Zwiesprache mit meinem zweifelnden ICH. Währenddessen ziehen meine Träume mit den zornigen Wolken dahin, begleitet von davonflatternden Möwen, die mich auszulachen scheinen. „Vergiss das Boot“ scheinen sie zu kreischen. „Kannst dir eh nicht leisten“.
Kurz vorm Aufgeben. Kurz bevor die Traum-Seifenblase zu Platzen droht, raffe ich mich zusammen. Ich schließe die Augen und sehe mich, die Ruderpinne fest umklammert Neptuns Reich befahren. Ich kann bereits das Salz in der Luft riechen. Ein Hauch davon legt sich sogar auf meine Zunge. Ich höre die Wellen, die gegen den Rumpf schlagen um unter dem Schiff durchzugehen. Alles schrumpft zusammen. Die Zukunft wird zur Gegenwart und reist mich zurück ins jetzt!
Kein Arbeitgeber, kein fester Arbeitsplatz kann mir die Zukunft zusichern, die ich mir selber schaffen kann. Vorausgesetzt, ich überwinde den inneren Schweinehund. Besiege die Angst gewohnte, ausgetretene Pfade zu verlassen und Verantwortung für mich zu übernehmen.
Die Frage, die in mir gärt und sich jetzt in mir entfaltet:
Auf zu neuen Ufern
Und so räume ich meinen Schreibtisch, um mich auf dem Weg zu anderen Ufern zu begeben. Der Weg, der mich bis hierhin brachte, wird mich nicht weiterbringen. Das Ersparte wird mir genug Zeit verschaffen, Neues auszuprobieren. Und meine Frau hat lieber einen zufriedenen Mittellosen als einen reichen aber frustrierten Beschäftigten zuhause sitzen.
Wenn ich das grob überschlage, muss ich noch 30 Jahre arbeiten, bis ich Anspruch auf die staatliche Rente habe. Zumindest bis jetzt. Wer weiß schon, was die Politik sich aus den Fingern saugt, um die leeren Rentenkassen zu stopfen.
Zurzeit wäre für mich das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre ohne Abzüge [3] gesetzt. Mit 65 büße ich 0,3% pro Montan ein und bei Rente zum 63. Lebensjahr, würden für mich die gesamten Rentenbezuge 14,40% betragen.
Was ich dann im Endeffekt erhalte, weiß ich immer noch nicht. Aber die Zahlen sind schon mal deprimierend.
Doch dass sich das Renteneintrittsalter ändern wird, ist klar.
Vor der Wahl 2017 wurden Stimmen laut, dass das Rentenalter auf 70 erhöht [4] werden muss. So würde die Auszahlung nach hinten verschoben bzw. vermindert, sollte man vor dem gesetzlich vorgeschriebenen Alter die staatlichen Bezüge benötigen.
Eine realistische und plausible Maßnahme, die zwar nicht das Problem der leeren Kassen löst, es jedoch weitgehend nach hinten verschiebt.
Führt man sich vor Augen, dass man ohne kontinuierliche Weiterbildung mit 50+ kaum einen Job angeboten bekommt, ist der Vorruhestand mehr als wahrscheinlich.
Aber mal ehrlich: Kannst Du bis ins hohe Alter ackern wie ein junger Spund?
Die Zeit scheint immer schneller zu fließen und Du musst Dich jetzt schon anstrengen um mit der jungen, hungrigen Generation mitzuhalten. Irgendwann wirst Du überholt und als „der Alte senile, der ständig vom Krieg erzählt“ gelten.
Also muss eine Alternative her. Etwas, wofür Du nicht deine Muskeln benötigst, sondern kraft deiner Erfahrung und der ausgezeichneten Positionierung bewältigen kannst.
Die Alternative – Passives Einkommen!
Die Alternative heißt also: Gründen! Vor allem, weil das Gründen noch nie so einfach war, wie heute.
Das Internet gibt uns alle Möglichkeiten zum selbstbestimmten Leben.
So oder so ähnlich habe ich es irgendwo gelesen.
Ich stimme dem vollkommen zu! Vor allem, da ich selbst diese Zeilen in die Welt da draußen entlasse.
So, wie die zahlreichen Selfpublisher ihre Werke über Amazon & Co. dem interessierten Publikum zum Konsum anbieten. Ob Romane oder Sachbücher, die Palette an Möglichkeiten ist unbegrenzt.
Alles was man dafür benötigt sind ein Rechner und das Internet. Und wenn man nicht weiß, wie oder über was man schreiben soll, ist da wieder das Internet, das einem dabei hilft es herauszufinden.
Einmal aufgesetzt und veröffentlicht ist es rund um die Uhr erreichbar und erwirtschaftet für einen das nötige Kapital.
Ob mit dem oben genannten Buch oder über Affiliate-Marketing, einen eigenen Online-Shop, der mit einem Fulfillment-Partner verbunden ist oder über die Dividende, die die Aktien ausschütten.
Die Möglichkeiten sind da und wollen ausgeschöpft werden.
Soziales Netz und doppelter Boden
Und sollte ich doch stolpern und alles verlieren, so ist da immer noch das soziale Netz, das mich auffängt und vor dem Schlimmsten bewahren wird.
Das Netz, dass ich seit Jahren mit meinen Steuern und Sozialabgaben unterstütze. Hauptsache es passiert, solange ich noch aufstehen kann.
Denn, wie schon Reiner Calmund so treffend sagte:
Im Rentenalter wird das „Aufstehen“ mühsam bis unmöglich sein. Deswegen müssen die Voraussetzungen bereits jetzt geschaffen werden.
Vor allem, da die Demografen im Statistischen Bundesamt [5] errechnet haben, dass 2050, also zu der Zeit, in der ich mich auf die faule Haut legen darf, auf jeden erwerbstätigen ca. ein Rentner kommen wird.
Dass das unmöglich zu finanzieren ist, liegt auf der Hand.
Eine andere Wahrheit ist, dass es nicht genug Leergut, für jeden dieser, von Rentenarmut betroffenen, geben wird.
Wer wird also für mich sorgen, wenn nicht ich selbst?
Fazit
Trotz der Zweifel, die mir das skeptische ICH einflößt, steht „Scheitern“ nicht auf meiner ToDo Liste.
Deswegen schaue ich links und rechts und versuche aus den Fehlern der Anderen zu lernen. Denn das alles, was ich vorhabe, wurde bereits von anderen erreicht und in Form von Büchern, Kursen und Seminaren gegossen und auf den Markt geworfen.
Was steht also an, damit die kleine Rente ganz groß wird?
Als Erstes einen Finanzplan aufstellen und schauen, wie ich die Euronen zum Vermehren bringe.
Als Nächstes abwägen, ob ich aktiv oder eher passiv in den Aktienmarkt einsteige und was die beste Strategie für mein Wohlbefinden wäre.
Und zum Schluss neue Erwerbsquellen erschließen und sie zum Skalieren bringen.
Sieht nach viel Arbeit aus oder? Aber wir wollen uns doch nicht langweilen!
Also die Ärmel hochgekrempelt und in die Hände gespuckt!
Den ich bin der Käpt’n meines Lebens!
Quellennachweiß
1. Inflation auf 1,5% gesunken.
2. Wie Renten besteuert werden
4. Rente mit 70
Bilder: Pexels.com